Constanze Klotz. Hamburger Menschen #98 - Kathrynsky's

Freitag, August 28, 2015

Constanze Klotz. Hamburger Menschen #98

An diesem Wochenende findet nicht nur das Yoga Wasser Klang Festival, der Craft Beer Day, die Filmfeste im Karoviertel, die 15.te Clubkinder Tagebuchlesung und das Finale (mit BBQ) der Stencil Austellung "Ausschnitte" statt, sondern auch noch der Start des Pop Up Wilhelmsburg – ein Ladenfestival in Wilhelmsburg, bei dem leerstehende Läden in Wilhelmsburg für 5 Wochen neu bespielt werden. Eine der Teilnehmerinnen ist Constanze Klotz, die mit ihrem wunderbaren Projekt Stoffdeck daran teilnimmt. Etwas mehr zu ihr und ihrem tollen Projekt erzählt sie euch nun selbst:

Wer bist du und woher kommst du?

Ich bin Constanze (aber die meisten nennen mich Conny) und 34 Jahre alt. Geboren bin ich in Dresden und aufgewachsen in einem Vorort von Weimar, nach der Wende hat es meine Familie ins schöne Sauerland verschlagen. Meine Jugend habe ich also zwischen Schützenfesten und Dorfdiscos verbracht!


Seit wann bist du in Hamburg?

Ich bin im Jahr 2000 zum Studieren nach Lüneburg gezogen. Nach dem Studium ging es für mich dann nach Hamburg, das war 2007. Ich nähere mich also langsam dem Zehnjährigen ...

Erzähl mal von deinem Beruf?

Ich bin Kulturwissenschaftlerin und nach einem langen Ausflug in die Stadtplanung mittlerweile mit Herz und Seele Projektleiterin im STOFFDECK, einem wunderbaren Co-Working Space für Mode- und Textildesigner in Wilhelmsburg. Anfang des Jahres haben wir „Bridge & Tunnel“ ins Leben gerufen – ein Label für hochwertiges Upcycling-Design, bei dem wechselnde Designer aus Alttextilien tolle neue Designprodukte entwerfen. Gefertigt werden die Entwürfe vor Ort von Frauen aus dem Stadtteil, die es auf dem ersten Arbeitsmarkt sonst schwer haben. Mit unserem Label wollen wir also im wahrsten Sinne des Wortes Brücken (und Tunnel) bauen. 


Unsere Vision: 5 Frauen sollen in 5 Jahren feste Jobs bei Bridge & Tunnel haben! Seit einigen Wochen steht das Frauenteam und näht jetzt einmal die Woche für uns. Das ist unfassbar toll!

In der ersten Edition entstehen zurzeit wunderschöne und sehr hochwertige Taschen- und Reisetaschen aus Denim, außerdem einige Interior Design Produkte wie Teppiche oder Center Pieces. Entworfen hat sie die dänische Textildesignerin Signe Bonnesen


Das Material für die nächste Edition steht auch schon fest: es werden alte Schulvorhänge sein. Allerdings nicht die grausligen orangenen, die man noch aus der eigenen Schulaula kennt, sondern wunderschöne taubengraue! Daraus werden dann wieder verschiedene Designprodukte entstehen, lasst euch überraschen welche.

Seit einer Weile sind wir mit Bridge & Tunnel, das ich zusammen mit meiner lieben ‚partnerin in crime’ Hanna Charlotte Erhorn mache (die zugleich Werkstattleiterin im Stoffdeck ist), auch Stipendiaten bei Social Impact Start. Das ist Gold wert, weil wir die Möglichkeit haben, mit sensationellen Coaches zusammen zu arbeiten, die uns in verschiedenen Bereichen inhaltlich beraten.


Am 4. September wird Bridge & Tunnel gelauncht - endlich! Wir machen das im Rahmen von Pop Up Wilhelmsburg – das Lädenfestival in Wilhelmsburg, bei dem leerstehende Läden für 5 Wochen aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden. Wir werden einen kleinen Shop und eine kleine gläserne Werkstatt im Store von IDYL (Veringstraße 62) haben und freuen uns schon wie Bolle!

Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?

Ich bin sehr glücklich mit dem, was ich tue. In einem zweiten Leben wäre ich vielleicht Moderatorin. Schließlich rede ich doch so gern ... ;-)

Was machst du, wenn du nicht arbeitest?

Freunde treffen, mich von guter Musik beseelen lassen und ausgehen. Ich liebe gutes Essen und auch Sport! Letzteres bedingt sich in jedem Fall ganz gut ;-) Und natürlich Zeit mit meiner kleinen Superfamilie verbringen, denn seit anderthalb Jahren sind wir zu dritt. Oh, und ich verreise liebend gern. Unsere letzte Reise ging mit Baby nach Südafrika. Das war wahnsinnig erfrischend und sehr inspirierend.

In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?

Ich wohne in lovely Ottensen. Das Dorf in der Stadt. Ich mag es, dass es hier urban und entschleunigt zugleich zugeht. Außerdem ist die Elbe so schön nah. Von unserem Balkon aus hört man immer wieder Schiffe hupen, ein super Sound.

Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen, wenn ja, wo?

Ich mag St.Pauli sehr gern. Dort ist die kreative Taktzahl etwas höher als in Ottensen, es passiert einfach mehr, das gefällt mir. Ansonsten schlägt mein Herz schon lange für Wilhelmsburg, eine absolute und leider immer noch unterschätzte Perle in dieser Stadt. Die Insel ist irgendwie alles auf einmal: grün und grau, hässlich und hübsch, großstädtisch und dörflich, hip und bodenständig, international und urdeutsch, vor allem aber wahnsinnig charmant. Wilhelmsburg hat einfach seinen eigenen Rhythmus, der sich total schwer greifen lässt, einen deshalb aber auch nicht so schnell loslässt.

Wo würdest du dein Traumhaus bauen?

Mir graust es ja vor einem Hausbau. Das stelle ich mir wahnsinnig stressig vor, besonders wenn es die Vorstellungen eines Traumhauses erfüllen soll. Da würde mir mein Perfektionismus wahrscheinlich wahnsinnig auf der Nase herumtanzen ... Ich habe mich gemeinsam mit meinem Liebsten aber mal total in das französische Städtchen Aix-en-Provence verguckt. Sollte dort ein Traumhaus vom Himmel fallen, würde ich nicht nein sagen.

Ist Hamburg für dich Kulturstadt? Was macht sie dazu?

Hamburg ist für mich definitiv Kulturstadt, allerdings macht sie das deutlich unaufgeregter und leiser, machmal leider auch versteckter als z.B. Berlin. Ich mag die verschiedenen subkulturellen Szenen in Hamburg. Gleichzeitig ist das, was passiert, noch sehr überschaubar. Man trifft doch überall (fast) immer die gleichen Leute. Manche nervt das, mir gefällt es. Zumindest an 5 von 6 Tagen.

Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?

Puh, ich glaube ich wäre gar nicht so gern alleinige Bürgermeisterin. Ich bin ein großer Fan vom gegenseitigen Vernetzen und schlaue-Gedanken-teilen. Ich würde also zuerst mal die Hamburger Verfassung ändern und ein Bürgermeisterteam ins Leben rufen! Also schlaue Menschen um mich scharen und das als Team angehen! Dann stünde in jedem Fall auf unserer Agenda: Weniger Musical-Marketing, dafür mehr Support der bestehenden Einrichtungen. Aber auch sowas wie „Spielgeld“ für unkonventionelle, experimentelle Projekte!

www.bridgeandtunnel.de

Warum Hamburg und nicht Istanbul, Berlin oder New York?

Es gibt ja Städte, in denen man gern wohnt und solche, die man lieber bereist. Berlin wäre mir auf Dauer zu groß. Ich werde immer ganz nervös, wenn ich auf der Berliner S-Bahnanzeige sehe, dass die nächste Bahn erst wieder in 15min kommt. Dazu dieses gigantische Kultur- und Freizeitangebot, ich glaube, da würde ich totalen Freizeitstress verspüren. Istanbul ist eine grandiose Stadt und die Gastronomie fantastisch, mein türkisch aber definitiv zu rudimentär ;-) New York ist so elektrisierend, da hat man förmlich das Gefühl, als hätte man morgens in die Steckdose gefasst. Auf Dauer wäre mir so ein Leben mit zu Bergen stehenden Haaren aber auch zu anstrengend. Hamburg ist von all dem ein bisschen: groß aber nicht zu groß, elektrisierend aber nicht atemlos. Nur gastronomisch könnte Hamburg ruhig noch ne Schippe drauflegen.  

Alster oder Elbe?

Elbe. Elbe. Elbe. In Ottensen mag ich es, dass der Strom gen Westen so endlos erscheint, auch wenn man die andere Uferseite sieht. Wie eine Schnellstraße aus der Stadt heraus. In Wilhelmsburg sieht die Sache ja ein wenig anders aus, denn der Stadtteil ist von der Elbe im wahrsten Sinne des Wortes umschlossen. Eine Insel in der Stadt! Wie cool ist das denn bitte? Da kann die Alster einfach nicht mithalten.

Wie viele Stunden am Tag ist dein Smartphone an?

Ständig. Leider. Ich bin ziemlich süchtig. Aber manchmal verordne ich mir auch eine Diät. Allerdings läuft die dann auch so wie die meisten Diäten ...

Keine Frage, doch ein wenig Platz für etwas, was du loswerden möchtest:

Danke liebe Kathrin für deinen inspirierenden Blog! Ich finde deine Reihe Hamburger Menschen ausnahmslos toll! Denn oft passieren die spannendsten Sachen doch in unmittelbarer Nachbarschaft, nur merkt man es kaum. Insofern freue ich mich immer wieder darüber, mehr über die Leute in meiner Stadt zu erfahren!

Lieblingssong des Moment?

Den einen Song gibt es nicht. Ich höre jeden Morgen auf dem Weg nach Wilhelmsburg Spotify rauf und runter. Da habe ich endlich mal die Ruhe, mich detailliert in neue oder auch alte Alben reinzuhören, während ich radele. Momentan stehen bei mir hoch im Kurs: Ship to wreck von Florence and the Machine und Cloud von JOCO.

Lieblingssong forever?

Consolation Prizes von Phoenix. 1A auf den Punkt gebracht, dass Trostpreise doch nur nerven.

Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
  • Das Dockville Festivalgelände in Wilhelmsburg. Ein wahnsinnig entrückter Ort: grüne Wiese trifft auf Industriehafenkulisse. 
  • Die Strandperle an der Elbe: vom Café aus mit einem Bier to go die Elbe entlang gen Westen schlendern. 
  • Das Familieneck in Ottensen: weltallerbeste Kneipe mit einem DJ, der aus Platzmangel immer nur von den Hüfte abwärts zu sehen ist.
Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:

Unsere Mitgründer und –gründerinnen im Social Impact Lab in Hamburg. Das sind alles wahnsinnig inspirierende Menschen, die über ihre Herzensideen nicht nur reden, sondern aus diesen echte soziale Unternehmungen machen! Hut ab!

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