Tina Wolf. Hamburger Menschen #87 - Kathrynsky's

Freitag, Mai 22, 2015

Tina Wolf. Hamburger Menschen #87

Fast alle Menschen, die in der Serie Hamburger Menschen zu Gast sind, habe ich schonmal getroffen. Aber eben doch nicht alle. Heute zum Beispiel habe ich eine Schriftstellerin zu "Besuch", deren Buch ich gerade angefangen habe zu lesen. Ich freu mich sehr, dass sie in diesem Interview so viel erzählt und es so einiges Spannendes und Lustiges zu lesen gibt. Liebe Tina, ich freu mich dich bald mal im echten Leben zu treffen und mit dir eine Runde zu schnacken. Nun euch so viel Spaß wie mir beim lesen:
 
Wer bist du?

Ich bin Tina Wolf. Eigentlich heiße ich Bettina, aber wie es denn immer so ist: Die Eltern machen sich monatelang Gedanken und dann nennt kein Mensch das Kind so. Und dafür bin ich auch ganz dankbar. Bettina wurde ich als Kind wirklich nur gerufen, wenn es „ernst“ wurde. Ansonsten nennt mich keiner so. Außer mein Onkel Torsten. Ich weiß aber auch bis heute nicht, warum er das tut ;-)


Woher kommst du?

Meine ersten zehn Lebensjahre habe ich in Bad Segeberg verbracht, wo ich auch die Jahre danach noch regelmäßig war, um meinen Vater an den Wochenenden zu besuchen. Bis ich 26 Jahre alt war, lebte ich dann in Kiel. Und danach bin ich nach Hamburg gezogen. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens!

Seit wann bist du in Hamburg?

Seit 1999. Damals habe ich ein Praktikum bei der Welt am Sonntag gemacht. In der großen Stadt Hamburg. Das war vielleicht aufregend. Vor allem weil ich mich einfach mal gar nicht auskannte. Ohne eine Vorstellung von den einzelnen Stadtteilen zu haben, habe ich damals in Eimsbüttel, fast direkt an der Schanze eine tolle Altbauwohnung mit kleinem Garten gefunden. Erst im Nachhinein wurde mir dann klar was für ein unfassbares Glück ich hatte! Statt zum Schulterblatt zu gehen bin ich damals als erstes Richtung S-Bahnhof Holstenstraße und habe die Leute nach einem kleinen Café oder Bäcker gefragt. Darüber kann ich heute noch lachen! Wo es den leckersten Galao direkt um die Ecke gab. Nur eben in der anderen Richtung ...

Erzähl mal von deinem Beruf?

Ich bin schreibende Moderatorin mit Fotografenausbildung und Volontariat. Das müsste es eigentlich auf den Punkt bringen ;-)
Auf der Suche nach einem „kreativen“ Beruf habe ich 1992 in Kiel eine Ausbildung zur Fotografin begonnen, anschließend in einem Fotoatelier gearbeitet, dann aber alles stehen und liegen gelassen und bin sechs Monate nach Maui geflogen. Im Anschluss habe ich als Kamera-Assistentin beim NDR in Kiel angefangen. Dabei habe ich allerdings festgestellt, dass mich die Arbeit der Redakteure sehr viel mehr interessiert, als die Frage welches Mikro auf dem Dreh benötigt wird und welche Lampen. Also bin ich noch einmal zurück auf „LOS“ gegangen, habe meinen Job und meine Wohnung gekündigt und habe mit knapp 27 Jahren ein mehrmonatiges Praktikum bei der Welt am Sonntag gemacht. Danach hatte ich das große Glück bei RTL-Nord ein Praktikum und ein Volontariat zur Online- und On Air Redakteurin machen zu können. Noch während der Zeit des Volontariates wurde ich gecastet und hatte schneller als ich gucken konnte eine Sendung: „Guten Abend Schleswig Holstein“ habe ich zwei Jahre lang moderiert.
Eine Ausbildung zur Kundalini-Yogalehrerin folgte und ein neuer, alter Sender: Für den NDR in Mecklenburg-Vorpommern moderierte ich jahrelang „Land und Leute“, „Nordmagazin“ und ein paar Sondersendungen und  große Konzertveranstaltungen. Seitdem kenne ich das Land wie mein Westentasche und bin immer noch gerne dort, um an der Ostseeküste auf Rügen z.B. Urlaub zu machen. So wie gerade erst ...
Für das „Hamburg Journal“ habe ich dann noch ein Jahr die Nachrichten gesprochen, was aber nicht meins war und mich dann daran erinnert, was ich eigentlich schon immer am liebsten gemacht habe: Geschichten erzählen, Leute unterhalten und zum Lachen bringen. Gerade ist  mein neuer Roman, ein Mops-Krimi erschienen. „Zum wilden Eck“ (Heyne Verlag/ unter dem Pseudonym Fritzi Sommer) Außerdem arbeite ich mit einer Fernsehproduktionsfirma zusammen und entwickle neue Sendeformate. Ich kann also sagen: Ich mache das, was mir Spaß macht!


Was wäre deine Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?

Ich kann mir so viel vorstellen und hätte zu so vielem Lust. Das Problem ist ja nur, dass man nicht mehrere Leben parallel führen kann. Manch einer kriegt das hin, aber ich glaube mir wäre das zu stressig. Also muss man sich entscheiden. Wenn ich die Augen schließe und darüber nachdenke sehe ich mich in einem kleinen Café irgendwo am Strand. Vielleicht auf Maui. Oder La Gomera. Oder Frankreich? Nichts touristisches, etwas ganz kleines. Ein schöner Laden würde auch gehen. Und ich hätte allerhand Hunde und Katzen, die mich ständig besuchen würden. Ich könnte mir aber auch vorstellen ein Projekt für Kinder auf die Beine zu stellen oder ... oder ...

Was machst du, wenn du nicht arbeitest?

Ich gehe laufen, unternehme etwas mit meinem 8-jährigen Sohn, wühle im Garten rum, lese einen Krimi ...

In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?

Wir leben seit ein paar Jahren in Altrahlstedt, nachdem wir sehr lange in Ottensen waren. Ich liebe Ottensen nach wie vor. Die Nähe zur Elbe, die schönen Geschäfte und Restaurants. Es ist ein ganz wunderschöner Stadtteil! Aber irgendwann wurde es uns dann doch etwas zu voll, zu laut ... man wird eben komisch, wenn man älter wird ;-)

Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?

Ich könnte es mir vom Wohnen her nicht schöner vorstellen. Wir haben ein tolles Haus mit großem Garten, das möchte ich nicht mehr eintauschen. Wenn es die Möglichkeit gäbe unser Haus zu transportieren, ja, dann könnte ich mir auch einen anderen Stadtteil vorstellen ... Ganz viele sogar.

Wo würdest du dein Traumhaus bauen?

Das habe ich schon, aber sollte es doch noch zu einem überraschenden Lotto-Gewinn kommen, stelle ich mir ein großes, weißes Haus mit Veranda irgendwo direkt am Strand, in den Dünen vor.  So wie man es aus den amerikanischen Filmen kennt. Kilometerlanger Strand und kaum Menschen ... Also total realistisch ;-)  Vor allem, weil ich kein Lotto spiele.


Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt?

Die Tatsache, dass wir nicht nur die großen Bühnen haben von Thalia bis Opernhaus, sondern eben auch die kleinen Bühnen. Die ganze Subkultur. Wie zum Beipspiel die „Die2teHeimat“. Ein ganz besonderer Ort, der unbedingt einen Besuch wert ist! Vor allem für alle die gerne essen .... denn hier gibt ist nicht „nur“ eine Bühne, sondern am Ende eines jeden Stückes auch eine Ãœberraschung:  Ein gemeinsames Essen bei dem alle zusammen an langen Tischen sitzen und man mit Leuten ins Gespräch kommt, die man sonst vielleicht nicht einfach so angesprochen hätte. Außerdem sind die beiden Besitzer ganz zauberhaft!
Und wenn wir schon bei meinem Lieblingsthema sind: Nicht zu vergessen die unfassbare Vielfalt an Restaurants aller Richtungen, die natürlich auch alle nur existieren, weil Hamburg so bunt ist.
Die ganze Vielfalt, auf allen Ebenen. Egal ob man alleine, mit Freunden oder auch mit Kindern etwas unternehmen möchte, man findet etwas. Es gibt so tolle Aktionen selbst für die ganz Kleinen wie z.B. das Hamburger „Kinderzimmer“ von Olafur Eliasson in der Kunsthalle. Dann die Ausstellungen in der Deichtorhalle, kleine Galerien im Portugiesenviertel ... Lesungen ... Ganz neu: Die Kulturwerkstatt!

Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?

Ich würde vielleicht eine neue Elbtunnelröhre bauen und eine neue Elbbrücke – wenn das Geld da wäre. Im Osten und im Westen, damit dieser ganze Verkehrswahnsinn aufhört. Busfahren, S- und U-Bahnfahren attraktiver machen, günstigere Parkmöglichkeiten für Pendler die das Park and Rideangebot nutzen. Gängeviertel und Filmfestivals stärker fördern, leer stehende Gebäude intelligenter nutzen.


Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?

Berlin ist attraktiv, keine Frage, aber mir zu groß, zu viel. Ich fahre sehr gern mal hin, schaue mir alles an und fahre dann wieder zurück nach Hamburg und freue mich, dass ich hier lebe. In NY war ich ehrlich gesagt noch nicht, obwohl ich sogar eine Reise dorthin geschenkt bekommen habe. Vielleicht sollte ich es doch bald mal machen. Wenn nur diese Flugangst nicht wäre ...

Alster oder Elbe?

Elbe. Ich mag die Alster, freue mich jedes mal aufs Neue, wenn ich vorbeifahre oder gehe, wie schön es aussieht, mitten in der Stadt dieses ganze Wasser, die Schiffe. Wunderbar! Aber die Elbe ist eben ein ganz anderer Schnack.  Ich kann mir stundenlang die Container und Kräne auf der anderen Seite anschauen, die Größe der Schiffe bewundern,  die tollen neuen Hausboote u.a. an den Seitenärmeln. Es wird einfach nie langweilig ...

Wie viele Stunden am Tag ist dein Smartphone an?

Bekloppterweise den ganzen Tag. Selbst wenn ich jogge ist es an, weil ich die Strecke messe. Und natürlich für den Notfall. Seitdem ich mal mitten im Wald über eine Baumwurzel gestolpert und hingeflogen bin, laufe ich nicht mehr ohne.
 
Lieblingssong des Moment?

Von Herbert Grönemeyer „Roter Mond“ und „Neuer Tag“, weil ich davon fasziniert bin wie er es immer wieder schafft, Gefühle so auf den Punkt zu bringen. Er findet Worte für  Momente und Gefühle auf die ich nicht kommen würde.

 

Lieblingssong forever?

Mit der Entscheidung wird es schwierig, aber wenn es eine Sängerin gibt, die ich jederzeit hören könnte, dann ist es „Sade“.

Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:

Ich würde jedem der Hamburg nicht kennt raten ein Stück abseits der „üblichen Verdächtigen“ zu schauen. Zum Beispiel die schönen Parks die wir haben oder die Alsterkanäle. Mit dem Kanu zu fahren, unterwegs zu stoppen und am Rand einen Kaffee oder ein Eis zu kaufen und weiter zu paddeln ...
Oder die Hausboote anzuschauen, die es unter anderem an der Eilenau oder am Hochwasserbassin gibt. Natürlich ist das Treppenviertel in Blankenese genauso ein Muss wie die Hafencity, Speicherstadt und all die anderen schönen Plätze dieser Stadt. Aber wenn man eben etwas abseits schaut, entdeckt auch viele schöne Stellen ...  Stadtpark mit Planetarium, Isemarkt, Falkensteiner Ufer.

Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:

Meine Schwester Jana, die in Brüssel lebt! 

Herr Schröder ist nicht mein Hund, aber ich bin seine Leihmama, wenn Herrchen Lars nicht da ist.  Durch ihn, seine lustige Art, seine Komik und gute Laune habe ich mich inspirieren lassen. So ist "Zum wilden Eck" entstanden. 

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