Madita van Hülsen. Hamburger Menschen #103 - Kathrynsky's

Freitag, Oktober 02, 2015

Madita van Hülsen. Hamburger Menschen #103

Der heutige Gast im Hamburger Menschen ist ein Tausendsassa, ich würde sie gern einordnen, doch dazu habe ich sie schon auf zu vielen unterschiedlichen Veranstaltungen getroffen. Rockend auf einem Konzert, ernst bei einer Nachhaltigkeitsveranstaltung, lustig im Fernsehen (ok, da hab ich sie gesehen, nicht getroffen) und auch äußerst sarkastisch an Orten, wo es eben Spaß macht zu sein. Sie gefällt mir. Und wer Madita noch nicht kennt, kann sie ja nun ein bißchen kennenlernen, erzähl mal, wer bist du?

Mein Name ist Madita. Madita van Hülsen. Ich bin Moderatorin bei verschiedenen Sendern und Trauerbegleiterin bei Vergiss Mein Nie.

Woher kommst du?

Ich bin gebürtige Hamburgerin, das ist inzwischen wohl sehr selten geworden, habe ich mir sagen lassen ;-) .


Seit wann bist du in Hamburg?

Richtig in die City gezogen bin ich nach meinem N.Y.-Aufenthalt im Jahr 2000. Ich habe dort als Au-Pair gearbeitet und wenn man einmal von zu Hause aus dem Kinderzimmer raus ist, kann man irgendwie auch nicht mehr dahin zurück, so war es zumindest bei mir.

Erzähl mal von deinem Beruf?

Hui, ok. Ich versuche es kurz zu machen. Kurz vorweg sei gesagt, dass meine beiden Berufe für mich tatsächlich, auch wenn sich das jetzt etwas schmalzig anhört, mehr eine Berufung sind und keineswegs einfach nur so „Berufe“, die macht eben macht um Geld zu verdienen. Da bin ich wohl durch und durch Künstlerin haha.

Ich wollte schon mit 14 Jahren Moderatorin werden. Damals habe ich mich bei einem MTV-Casting beworben. Ich weiß nicht mehr, warum ich damals nicht genommen wurde, aber mit 14 Jahren war es für mich auf jeden Fall 12 Jahre zu früh. Ich habe dann erst nach anderen Jobs in Werbeagenturen und in der Musikbranche mit 26 Jahren noch einmal einen Neuanlauf beim Radio und beim Fernsehen gemacht und dann hat es auch sofort geklappt. Jetzt bin ich seit acht Jahren dabei und kann mir nichts Schöneres vorstellen, als das zu machen, was man liebt. Ich finde, das Fernsehen erlaubt einem, auch wenn man am Ende professionelle Arbeit abliefern muss, im Herzen ein Kind zu bleiben. Außerdem darf ich da sein, wie ich wirklich bin und muss mich nicht verstellen. Ich darf auch mal Quatsch machen, einen Lachkrampf kriegen und ein bisschen verrückt sein, das liebe ich an diesem Beruf!

Mit 32 Jahren habe ich nebenbei noch zwei Jahre eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht. Das Thema „Tod“ hat mich selbst schon immer sehr beschäftigt und durch einige Erlebnisse in meinem Leben bin ich immer wieder damit in Kontakt gekommen.

Die Arbeit als Moderatorin und Trauerbegleiterin sind überhaupt kein Wiederspruch, ganz im Gegenteil. Die Trauerarbeit profitiert sogar enorm von meinem Beruf als Moderatorin, denn die Power und Fröhlichkeit, die ich im Entertainmentbereich auftanke, fließt geradewegs zu Trauernden, die diese energiereiche Lebensbejahung wunderbar gebrauchen können. Für mich persönlich ist es eine perfekte Balance meiner Fähigkeiten. Und es ist ja nicht so, dass die Arbeit mit Trauernden einem keine Kraft gibt. Hier steckt auch unglaublich viel positive Energie drin. Es ist ein unglaublich erfüllender Beruf und die Erinnerungen und Geschichten der Menschen sind oftmals sehr bunt und überhaupt nicht traurig. So kann bei Trauernden neue Lebensfreude und Hoffnung entstehen.


Was wäre deine Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?

Ich bin eine Macherin. Wenn ich etwas gerne machen möchte, dann versuche ich auch das immer schnellstmöglich umzusetzen. Ben Becker hat einmal zu mir gesagt: „Was man nicht macht, passiert auch nicht.“, und damit hat er absolut Recht. Ich kann schwer nachvollziehen, warum man nicht das tut, was man liebt. Ich kann allerdings auch vielen Jobs etwas abgewinnen. Als ich im Servicebereich gearbeitet habe, da habe ich die Arbeit mit Menschen geliebt. Ich habe auch mal Treppenhäuser gereinigt, das war auch super! Ich konnte quasi Sport machen und Musik hören und wurde dafür bezahlt, das ist doch toll.

Was machst du, wenn du nicht arbeitest?

Haha, geile Frage! Ich habe immer schon Angst vor dem Urlaub, da ich dann grundsätzlich immer krank werde ;) . Ich mache alle 2 Jahre Urlaub, dann meistens aber über ein paar Wochen, um wirklich mal den Akku aufzutanken. Da ich gerne und viel arbeite und das eigentlich auch immer, ist mein Körper gar nicht mehr gewohnt, runterzufahren. Ich bin aber auch kein Typ, der entspannt irgendwo in die Luft gucken kann. Ich möchte etwas herstellen, Ideen verwirklichen und etwas auf dieser Welt hinterlassen. Ich fühle mich schon irgendwie von einer inneren Kraft getrieben. Wenn ich merke, dass ich erschöpft bin, dann ziehe aber ich die Reißleine und nehme mir eine Auszeit. Man sollte schon seine eigenen Grenzen kennen. Ich wäre zwar gerne Superwoman, aber meine Power ist manchmal leider begrenzt. Ich brauche z. B. immer genug Schlaf sonst drehe ich durch.


In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?

St. Pauli

Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen, wenn ja, wo?

Es gibt zu St. Pauli einfach keine Alternative. Ich liebe diesen Stadtteil. Hier wohnt der Clochard neben dem Anzugträger und beide sagen sich als Nachbarn mit Respekt Guten Morgen, wenn sie sich im Treppenhaus sehen. Das finde ich gut und so stelle ich mir eine heile Welt vor. Wenn ich irgendwann einmal Familie habe, könnte ich mir tatsächlich 'Klein Flottbek' vorstellen – haha. ... aber dafür muss ich noch etwas mehr dazuverdienen ;-).

Wo würdest du dein Traumhaus bauen?

In Hamburg auf St. Pauli, wenn es dort irgendwo noch ein Grundstück mit Grünflache gibt und ich Millionärin wäre. Sonst auf Mallorca glaube ich. Ich hätte schon gerne ein Haus mit ein paar Freunden zusammen, wo jeder einfach hinfahren kann, wenn man Zeit hat und manchmal trifft man sich dann einfach dort, das fände ich schön.

Ist Hamburg für dich Kulturstadt? Was macht sie dazu?

Oh das ist ja schon fast eine philosophische Frage, weil sich in den letzten Jahren so viel verändert hat. Ich wohne ja schon zehn Jahre auf St. Pauli, es ist zwar nicht alles schlechter geworden, aber vieles eben auch nicht besser. Als ich hierhergezogen bin, da war es ganz normal, dass die Läden, wie in Berlin, von Montag bis Sonntag auf hatten. Jetzt machen 99% der Läden nur noch ab Donnerstag auf, weil es sich finanziell einfach nicht mehr für sie lohnt. Und wenn du wirklich kreative kulturelle Menschen treffen möchtest, dann sollte man, finde ich, sich ein Bild von der ganzen Stadt machen. Also in Wilhelmsburg werden z.B. coole Sachen gemacht wie „Made auf Veddel“. Klar, in der Schanze und auf St. Pauli geht auch einiges aber ich finde, in Hamburg arbeiten die Mühlen manchmal schon sehr langsam. Ich kann das aber auch  nicht wirklich mit anderen Städten vergleichen, da ich sonst nur mal in New York gelebt habe und da ist halt alles megaschnell. In Deutschland habe ich bis jetzt nur in Hamburg gelebt und das ist auch gut so.

Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?

Politische Verbesserungen sollten gut durchdacht werden. Ich habe jetzt noch nicht darüber nachgedacht zu kandidieren, aber grundsätzlich würde ich es gut finden, wenn man bessere Lösungen für Wohnräume und freistehende Immobilen in Hamburg findet.


Warum Hamburg und nicht Istanbul, Berlin oder New York?

Weil Hamburg meine Heimat ist. Ich habe nirgendwo anders so ein Nach-Hause-komm-Gefühl, wie wenn ich die Reeperbahn entlang fahre. Für einen bestimmten Zeitraum wären L.A., San Francisco, New York oder München sicherlich eine Alternative, aber ohne Hamburg bekomme ich Entzugserscheinungen.

Alster oder Elbe?

Ich nehme das oder! Wie soll ich mich denn da entscheiden, das geht nicht. Die Elbe ist für die Erlebnisse in der Nacht, die Alster für die schönen Geschichten am Tag. Ich brauche beides.

Wie viele Stunden am Tag ist dein Smartphone an?

Ich stehe auf und mache es im Bett an und stelle es auf Flugmodus, wenn ich Abends im Bett liege – vor dem einschlafen.

Keine Frage, doch ein wenig Platz für etwas, was du loswerden möchtest:

Glaub an dich und tue möglichst viele Dinge, auf die du selber stolz bist.
SOLLTE
HÄTTE
KÖNNTE
WÜSSTE
MACHEN!

Lieblingssong des Moment?


Lieblingssong forever?

looking for freedom“ von David Hasselhoff oder „time of my life“ von Dirty Dancing – HAHA

Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
  • Vergiss Mein Nie – Agentur für Trauerkommunikation und Erinnerungen in der Eimsbütteler Chaussee 71
    Kunst Kiosk, Paul-Roosen-Straße 5 ( da findet man immer was)
  • Schnitt Ecke – Stefan ist der witzigste Frisör Hamburgs!

Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:

Haha, das kann nur schief gehen. Da sind immer alle traurig, die man nicht erwähnt. Ich grüße alle, die an mich glauben, die mich schon jahrelang unterstützen als Ehemann, Eltern, Freunde, Bekannte, Tag- oder Nachtbekanntschaften. ... durch gutes Zureden, durch einfach mal mithelfen, durch das Vorantreiben unterschiedlichster Projekte, durch das Ausleihen ihrer Fähigkeiten und/oder Equipment und das einfach mal als gute Tat, weil sie an die Sachen glauben. Und ich danke natürlich auch allen Freunden, die immer bei unseren Umzügen helfen ... 6.Stock ohne Fahrstuhl, ihr wisst was ich meine ;). Ich liebe euch alle!
 

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