Da spricht jemand – oder schreibt –, als hätte er oder sie die Welt schon vollständig durchdrungen. Als gäbe es keine Lücken mehr, keine offenen Enden, keine grauen Zonen. Es wird analysiert, eingeordnet, seziert – aber nicht mehr gefragt.
Und ich merke: Ich finde diese Form von Gewissheit anstrengend. Und, ja – unsympathisch.
Vielleicht, weil sie keinen Raum mehr lässt für Zweifel.
Für Zärtlichkeit.
Für Neugier.
Ich glaube, ich sehne mich nach Stimmen, die sich nicht über alles stellen. Die nicht klingen wie ein intellektueller Endpunkt, sondern wie ein Gespräch. Nach Worten, die nicht darauf aus sind, zu glänzen – sondern zu verbinden.
Natürlich ist Klarheit wichtig. Haltung sowieso.
Aber wenn sie ohne Wärme kommt, wird sie hart.
Und wenn sie ohne Demut daherkommt, wird sie hochmütig.
Denn kluge Menschen, die keine Fragen mehr stellen, sind mir unheimlich.
Weil sie oft keinen Raum mehr haben für die Wirklichkeit anderer.
Weil sie zu senden scheinen, aber nicht zu empfangen.
Es gibt so viele Arten, Haltung zu zeigen.
Manche tun das mit lauter Stimme und scharfer Kante – andere mit leiser Beharrlichkeit und offenen Ohren.
Ich selbst weiß oft nicht sofort, was richtig ist. Ich bin nicht fertig mit meinen Gedanken. Ich will es auch gar nicht sein.
Denn ich glaube, der Reichtum liegt im Dazwischen.
In der Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten.
In der Kraft, das eigene Denken immer wieder infrage zu stellen.
Ich wünsche mir mehr Menschen, die sich trauen, zu sagen:
„Ich weiß es (noch) nicht.“
„Ich habe eine Idee – aber sie ist nicht absolut.“
„Ich lerne noch.“
Und ich glaube: Genau darin liegt Stärke.
Call-to-Feel:
Vielleicht geht es euch ja ähnlich.
Vielleicht gibt es auch in eurem Alltag Stimmen, die auf den ersten Blick brillant scheinen –aber innerlich nichts in Bewegung setzen.Ich frage mich oft, welche Worte mich wirklich berühren.
Welche nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz erreichen.Und euch?
Welche Stimmen begleiten euch durch die Zwischenräume des Denkens –
und lassen euch ein kleines Stück weicher zurück?
PS: Ich mag Menschen, die wissen, dass Denken ein Verb ist. Kein Besitz.
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